Betreff :
subjektives Sicherheitsgefühl
Datum :
Sat, 10 May 2003 10:05:46 +0200
Liebe Leute,
in meiner Kommentierung zur Einstellung des Eschede - Prozesses wird mir
unterstellt, ich ließe mich von meinem subjektiven Sicherheitsgefühl
leiten und verleiten. Wäre dem so, würde ich hier nicht mehr schreiben,
sondern wäre tot.
Ich bin erst kürzlich beim Autofahren von der Schippe gesprungen, weil
ein Auto mir beim Überholen eines Rübenlasters (weil die Bahn den
Rübentransport auf die Straße verlagert hat) entgegenkam. Zwischen
Spiegel und und anderen Fahrzeug paßte nicht eine Hand dazwischen. Durch
feinfühliges Rüberreißen nach rechts meines PKW habe ich das Schlimmste
verhütet.
Ich bin zehn Jahre Motorrad gefahren. Auf offener Strecke bei 180 km/h
sah ich vor mir einen Trecker mit Hänger. Ich ging davon aus, daß dieser
links abbiegen würde. Genau so kam es! Normal wäre ich in der
Plastiktüte gelandet. Ich hielt an und stellte den Fahrer zur Rede. Was
war? Sein Blinklicht ging nicht.
Auf der Autobahn bei Göttingen fuhr ich mit etwa 180 km/h auf der linken
Spur in eine Linkskurve. Plötzlich vor mir auf der linken Spur
Stillstand. Ich fuhr unter Betätigung der Warnblinkanlage bis rechts auf
den Grünstreifen, nicht Standspur. In diesem Fall kam trotzdem niemand
von hinten, was zusätzlich Glück bedeutete.
In der Fahrschule aber auch in Nachschulung wird nie Gefahrenlehre
gelehrt. Besonders in Hinsicht auf die heutige Verkehrsdichte. Wer weiß
zum Beispiel was er mit der Handbremse bei einem drohenden Auffahrunfall
machen muß? Des weiteren sind die PKW für die heutige Verkehrsdichte
überhaupt nicht geeignet. Wieviel PKW wickeln sich mit tödlichen Folgen
bei geringer Geschwindigkeit um Bäume, während bei einem Crash bei
Tempo 200 in der Formel 1 der Fahrer munter aus dem Auto hopst? Pflicht
wäre eine Blackbox, damit die Rüpelei auf den Straßen aufhört. Ich kann
nur jedem empfehlen eine Videokamera nebst Recorder in sein Fahrzeug
einzubauen. Das gleiche gilt für die Bahn. Was weiß ich, wieviel vorn
der Zugführer schläft, der Heizer ist ja schon lange wegrationalisiert.
Menschliches Versagen gibt es immer, wie oben beschrieben bin ich beim
Motorrad- sowie Autofahren immer mit der Prämisse, der Tod fährt mit,
ausgegangen.
Wenn aber die Bahn wegen Privatisierungswahn auf Schlamp fährt und
weiter fährt, weil irgendein erbärmlicher Kaufmann die Sicherheit
zurückrechnet, dann gilt es für einen Fahrgastverband die Notbremse zu
ziehen, sonst hat er seinen Anspruch verwirkt.
R. S.